Handelsverband
Jahresmeeting 2019

Mehr als 350 Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem baden-württembergischen Einzelhandel haben sich zum Jahresmeeting 2019 des Handelsverbands Baden-Württemberg (HBW) im Kunstmuseum Stuttgart getroffen. In einer Videobotschaft mit dem Titel „Handel 2030 - Gemeinsam für die Zukunft des Einzelhandels“, wandte sich Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Baden-Württembergs Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau an die Teilnehmer. Als hochkarätige Referenten konnte der HBW Michael Gerling, Geschäftsführer des EHI Retail Institute und Dr. Carsten Keller, Vice President for Direct-to-Consumer bei Zalando SE gewinnen.

„Die Händler in Baden-Württemberg blicken positiv in die Zukunft“, sagte HBW-Präsident Hermann Hutter in seiner Begrüßung. Eine aktuelle Umfrage des HBW unter mehr als 200 Händlern im Land stützt seine Aussage. Demnach erwarten 42 Prozent der Befragten für die ersten sechs Monate des laufenden Jahres eine „leicht“ bis „deutlich“ steigende Umsatzentwicklung. Im zweiten Halbjahr 2018 waren laut der Umfrage die Umsätze bei nur 25 Prozent der Händler gestiegen.
„Diese positive Einstellung der Händler entspricht ganz unserem Motto „Dranbleiben, besser werden und nie aufgeben“, betonte Hutter. „Doch wir müssen uns auch fit machen für die vielfältigen Herausforderungen der Zukunft“, so Hutter weiter. „Dazu soll unser heutiges Jahresmeeting dienen.“
„Die digitale Transformation verändert alles“, betonte Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut in ihrer Videobotschaft und ergänzte: „Deshalb muss sich jeder Händler bei diesem Thema Gedanken machen.“
Dabei müssten sie sich unter anderem folgende Fragen beantworten:
„Wie kann ich online mehr Kunden an mich binden? Wie kann ich Big Data und bargeldloses Bezahlen als Wettbewerbsvorteil noch stärker für mich nutzen?“
Der Handelsverband ergänzte: Jeder Händler müsse sich zudem fragen, wie er noch serviceorientierter werden könne – und wie er den Wunsch der Verbraucher nach dem stationären Handel mit dem Wunsch nach der digitalen Welt verbinden könne.
„Das digitale Know-how ist die notwendige Voraussetzung für den Erfolg in der Zukunft“, sagte die Ministerin.
Doch wie sieht das konkret aus? Wie genau gehen Händlerinnen und Händler damit um? Auf diese und andere Fragen hatten die beiden Fachreferenten unterschiedliche aber nicht minder faszinierende Antworten parat.
Denn auch zum diesjährigen Jahresmeeting hatte der HBW gemeinsam mit den Partnern der Veranstaltung – EDEKA Handelsgesellschaft Südwest mbH, REWE Markt GmbH Zweigniederlassung Südwest, Signal Iduna und Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg, – Macher aus dem Handel eingeladen, die diese Herausforderung bereits angenommen haben.
Michael Gerling, Geschäftsführer beim EHI Retail Institute beschrieb den „Handel im digitalen Wandel“, so der Titel seines Fachvortrags und machte dabei deutlich, dass die stationären Händler keine Angst vor der Konkurrenz aus dem Netz haben müssen. „Der wachsende Online-Handel drängt die Unternehmen zu steigenden Investitionen in die Ladengeschäfte“, sagte Gerling. „ Nur mit attraktiven Geschäften und moderner Informationstechnik lassen sich in Zukunft die Kunden begeistern“, betonte er.
„Online to Offline – Wie Plattformen den stationären Handel beleben“. Unter dieser Überschrift beleuchtete Dr. Carsten Keller, Vice President for Direct-to-Consumer bei Zalando SE die aktuellen Umbrüche in der Branche.
Er war sich sicher: „Wenn wir zehn Jahre vorausschauen, werden Marken und Händler immer weniger in Kanälen und Endgeräten denken und sich noch radikaler an ihren Kunden und deren Gewohnheiten, Bedürfnissen und Lebensstilen orientieren. Eine erste Entwicklung in Europa in diese Richtung sehen wir heute bereits in anderen Retail-Sparten wie Consumer Electronics. Viel deutlicher wird das aber am Beispiel China: Plattformen wie Alibaba und JD.com haben hier die Grenzen zwischen Online und Offline weitgehend aufgelöst.“
Der stationäre Handel schließe daher bei der Digitalisierung immer mehr zum Online-Handel auf. Doch geht es für Keller gar nicht darum, einen Vorsprung abzubauen. „Beide Modelle haben jeweils starke strukturelle Vorteile. Wir glauben, dass im Rahmen der entstehenden Plattformen die Vorteile beider Modelle verschmelzen. Und über die stärkere Digitalisierung des Offline-Handels wird das gerade erst möglich“, so Keller.
Moderiert wurde der Abend von Prof. Dr. Andreas Kaapke von der Dualen Hochschule Stuttgart.